Blasenschwäche bei Frauen

Ursachen und Risikofaktoren

Zahlen

In Deutschland gibt es rund sechs Millionen Menschen, deren Blasenfunktion gestört ist. Durch anatomische und hormonelle Unterschiede sind Frauen schon in jungen Jahren doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Blasenschwäche kann verschiedene Ursachen haben. Schon junge Frauen sind überdurchschnittlich häufig betroffen, wobei das Risiko mit zunehmendem Alter noch steigt: Schätzungen zufolge leiden 40 Prozent aller Frauen über 60 Jahre an Blasenschwäche. In den meisten Fällen lässt sich keine auslösende Erkrankung wie ein Tumor, eine Rückenmarksverletzung, multiple Sklerose, Parkinson oder ein schwerer Bandscheibenvorfall finden. Die Gründe liegen vielmehr in der Natur der Frau. Die Stütz- und Haltefunktion des weiblichen Beckenbodens ist sehr viel stärker beansprucht, weil Frauen ein breiteres Becken haben als Männer.

Der Beckenboden gibt der Gebärmutter Halt, damit sie sich während der Schwangerschaft in alle anderen Richtungen und auf ein Vielfaches ihrer ursprünglichen Größe ausdehnen kann.

Das ist notwendig, um Kinder auf die Welt zu bringen. Damit sich die Gebärmutter während der Schwangerschaft ausdehnen kann, hat sie nach oben hin Spielraum und wird nur von unten durch die Beckenbodenmuskulatur getragen. Ohne Beckenboden hätten die Organe im Bauchraum keinen Halt. Doch Geburten, häufige Unterleibsoperationen, Übergewicht oder körperliche Belastungen können den Beckenboden auf Dauer schwächen.

Das wiederum kann zu einer Absenkung der Gebärmutter und anderer Beckenorgane führen sowie den Verschlussmechanismus der Blase beeinträchtigen. Besonders gefährdet sind Frauen mit einer Bindegewebsschwäche.

Zahlen

Etwa 25 Prozent aller Frauen zwischen 25 und 35 Jahren leiden vorübergehend an Blasenschwäche als Folge von Entbindungen.

In diesen Fällen macht sich die Blasenschwäche bereits frühzeitig bemerkbar, während sich bei den meisten Frauen die Beschwerden erst nach der Menopause einstellen. Durch die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren produziert der weibliche Körper weniger Östrogen. Dadurch verliert das Gewebe zusätzlich an Elastizität und wird schwächer. Ebenfalls bedingt durch den Östrogenmangel werden die Schleimhäute im Genitalbereich schlechter durchblutet, wodurch der pH-Wert der Scheide ansteigen kann. Das wiederum kann das Eindringen von Keimen und Krankheitserregern erleichtern und in der Folge zu vermehrten Blasenentzündungen und Harnwegsinfektionen führen. Da Frauen eine kürzere Harnröhre haben als Männer, die zudem in unmittelbarer Nähe des Darmausgangs liegt, sind sie ohnehin anfälliger für Infekte und Entzündungen. All das belastet die Blase.

Die häufigsten Formen von Inkontinenz bei Frauen

Ursachen und Risikofaktoren

  • Häufige Harnwegsinfektionen und Blasenentzündungen
  • Schwangerschaft und Geburt
  • Unterleibsoperationen
  • Schwäche der Beckenbodenmuskulatur
  • Schwäche des Bindegewebes
  • Senkung von Gebärmutter und Beckenboden
  • Wechseljahre und Östrogenmangel

Frauen, die unter einer schwachen Blase leiden, sind besonders häufig von Belastungsinkontinenz betroffen. Bei körperlicher Anstrengung wie zum Beispiel Husten, Lachen, Niesen, Heben von schweren Lasten oder Treppensteigen kommt es zu ungewolltem Harnverlust, ohne dass die Betroffenen zuvor einen Harndrang verspüren. Ursache ist eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur, die dazu führt, dass der Schließmechanismus der Harnröhre nicht mehr zuverlässig arbeitet.

Bei der Dranginkontinenz ist der Verschlussapparat der Harnblase zwar intakt, die Blasenmuskulatur jedoch extrem verspannt, was zu einer Überreaktion führt (siehe unten stehenden Kasten). Die Betroffenen verspüren bei dieser Form der Blasenschwäche einen so starken und plötzlichen Harndrang, dass sie es nicht mehr bis zur Toilette schaffen. Dranginkontinenz kann bei Frauen durch häufige Harnwegsentzündungen ausgelöst werden. Sehr häufig kommen auch Mischformen der Drang- und Belastungsinkontinenz vor, die jedoch ebenso gut zu behandeln sind wie die beiden Hauptformen selbst.

Formen von Inkontinenz

  • Belastungsinkontinenz: ungewollter Urinverlust bei körperlicher Anstrengung
  • Dranginkontinenz: gestörter Informationsaustausch zwischen Gehirn und Blase
    • sensorische Dranginkontinenz (überempfindliche Blase): Vortäuschen einer übervollen Blase
    • motorische Dranginkontinenz (überaktive Blase): nicht beeinflussbares Zusammenziehen des Blasenmuskels
  • Reflexinkontinenz: unfreiwilliger Urinverlust ohne Harndrang durch unkontrollierbare Nervenreflexe
  • Überlaufinkontinenz: ständige Abgabe kleiner Urinmengen ohne vollständige Blasenentleerung

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